Wasserkörper: 02003 Belmer Bach / Seelbach
Planung: Ing. Büro im Auftrag der Stadt Osnabrück
Durchführung der Maßnahme: Unterhaltungsverband Nr. 96 „Hase-Bever“
Bauzeit: 2019/2020
Die Stadt Osnabrück hat zwischen dem Ortsteil Gretesch und der Gemeinde Belm einen ca. 15 Hektar großen Flächenpool eingerichtet, um naturschutzfachliche Kompensationsmaßnahmen durchzuführen. Es ist vorgesehen verschiedene Anpflanzungen vorzunehmen und das Gewässer Seelbach naturnah zu verlegen und zu gestalten.
Der Seelbach ist ein Gewässer III. Ordnung und gehört zur Gewässersystem der Hase. Es handelt sich um ein Gewässer des Typs 6: feinmaterialreicher, karbonatischer Mittelgebirgsbach. Er entspringt südlich der Gemeinde Belm an der Nordseite der etwas über 140 mNHN hohen Erhebung „Lechtenbrink“. Das Gewässer durchfließt bis zur Mündung in den Belmer Bach weite Strecken forstwirtschaftlich genutzter Flächen (Laubwald) oder wird von gewässerbegleitenden Gehölzriegeln flankiert. Das letzte Viertel vor der Einmündung ist agrarisch geprägt.
Der Wasserstand im Seelbach ist stark von der Jahreszeit und dem Niederschlagsgeschehen abhängig. Das Gewässer fällt in den heißen Sommermonaten oftmals trocken, wodurch eine dauerhafte Besiedlung mit Fischen und anderen wasserabhängigen Lebewesen derzeit erschwert ist.
Der ökologische Zustand wurde im Bereich des in Betonschalen ausgebauten Abschnitts als „schlecht“ bewertet. Das natürliche Einzugsgebiet beträgt 0,984 km².
Der Seelbach wies vor der Revitalisierung gravierende strukturelle und ökologische Defizite auf:
- der Seelbach als Straßenseitengraben verlief größtenteils in einem Trapezprofil aus 3-teiligen Beton-Fertigelementen bestehend aus einer Sohlschale und einer beidseitigen Böschungsbefestigung
- sehr geringe bzw. keine Wasserführung in den heißen Sommermonaten
- das Gewässer war nicht ökologisch durchgängig
- keine gewässertypische Struktur
- kaum Totholz
- kaum Strömungsdiversität
- kaum Tiefen- oder Breitenvarianz
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Steinbeißer (Cobitis taenia) gehören zur Ordnung der karpfenartigen Fische (Cypriniformes) und zur Unterordnung der Schmerlen (Cobitidae). Diese Grundfische haben einen langgestreckten Körper und erreichen eine Länge von 8-10 cm, Weibchen vereinzelt bis 12 cm. Sie sind nach Anhang II der FFH-Richtlinie geschützt und erreichen ein Gewicht von bis zu 60 g. Der Steinbeißer kann mit dem zweispitzigen Dorn unterhalb der Augen schmerzhafte Stiche zufügen.
Fotos: Unterhaltungsverband Nr. 96 „Hase-Bever“
Das Gewässer wurde aus seinem Korsett befreit und auf einer Strecke von ca. 370 m naturnah neu verlegt.
Ziele der Neuverlegung:
- „Abrücken“ des Gewässerverlaufs von der Gerdenkampstraße durch Verlegung nach Süden
- Herstellung einer naturraumtypischen Gewässerführung
- Planung eines gewässertypischen hydraulisch angemessenen Abflussprofils
- Anbindung der Gewässersohle an den natürlichen Untergrund
- Schaffung von Lebensräumen für aquatisch gebundene Tier und Pflanzen
- Herstellung eines Sandfanges vor der Einmündung in den Belmer Bach
Habitatskizze für den sehr guten ökologischen Zustand eines Typ 6: feinmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche
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Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_43_2014_hydromorphologische_steckbriefe_der_deutschen_fliessgewaesssertypen_0.pdf
Aufgestellt: Essen (Oldb) 27.07.2020
Henning Meyer